Denkanstöße

Die Pest

Albert Camus: Die Pest. Rowohlt Taschenbuch Verlag. ISBN 3-499-22500-X

Wie verändert sich das Verhalten der Menschen angesichts einer Epidemie und was geschieht damit in der Gesellschaft insgesamt? Der französische Nobelpreisträger schildert in seinem erfolgreichsten Roman fast minutiös die Entwicklung der Ereignisse einer Katastrophe, die die Bevölkerung unerwartet trifft. Die Handlung des Romans ist zwar in der algerischen Stadt Oran angesiedelt – Camus selbst hatte viele Jahre in Algerien gelebt –, das Buch ist aber ein Klassiker, zeitlos und allgemeingültig.

Anfangs will niemand wahrhaben, was die immer deutlicher werdenden Anzeichen der Epidemie bedeuten: „Die persönlichen Sorgen standen auch weiterhin im Vordergrund. Noch niemand hatte die Krankheit wirklich akzeptiert. Die meisten waren vor allem anfällig für das, was ihre Gewohnheiten störte oder ihren Interessen schadete. Darüber waren sie gereizt oder verärgert.“

Doch als die Einschränkungen im öffentlichen und persönlichen Leben immer mehr wurden, die Stadt hermetisch abgeriegelt wurde, die Zahl der Infizierten und Toten von Tag zu Tag stieg, konnten Viele damit nicht mehr umgehen: „Als Beispiel kann man den maßlosen Gebrauch anführen, den unsere Mitbürger von Prophezeiungen machten. Im Frühjahr hatte man nämlich das Ende der Krankheit von einem Augenblick auf den anderen erwartet, und niemand kam auf den Gedanken, andere nach genaueren Einzelheiten über die Dauer der Epidemie zu fragen, da ja jeder sich einredete, sie werde keine haben. Aber mit dem Vergehen der Tage begann man zu fürchten, das Unheil werde wirklich kein Ende haben, und damit wurde das Aufhören der Epidemie zum Gegenstand aller Hoffnungen.“

Camus schildert Angst, Hoffnung, Verzweiflung, Ungewissheit in der Machtlosigkeit des Kampfes gegen den Feind Epidemie.