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Buchtipps


Meine, zugegeben, subjektive Auswahl an Büchern, die ich als Lektüre empfehlen kann. Eine Palette aus verschiedenen Bereichen - von Wirtschaft bis Philosophie, von Wissenschaft bis zu Fragen der Gesellschaft.


Denkanstöße


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15.03.2020

Alles Leben ist Problemlösen

Karl R. Popper: Alles Leben ist Problemlösen. Verlag Piper. ISBN 3-492-03726-7.

Ein Klassiker. Und sicher keine leichte Lektüre. Aber eine wertvolle. Das Buch gliedert sich in zwei große Teile: Fragen der Naturerkenntnis und Gedanken zu Geschichte und Politik. So sperrig diese Überbegriffe vielleicht anmuten, so klar und konkret sind Poppers Formulierungen und Gedanken.

Der in Wien geborene und die längste Zeit seines Lebens bis zu seinem Tod 1994 in London lebende Philosoph zählt sicherlich zu den einflussreichsten Denkern des 20. Jahrhunderts. Frieden, Freiheit, die Verantwortung des Einzelnen, die Grenzen der Wissenschaft und die Möglichkeiten der Demokratie waren stets seine Themen. Poppers „kritischer Rationalismus“ hat ihm den Beinamen „Partisan der Wahrheit“ eingebracht. Seine Formulierungen sind klar, präzise und eindrücklich.

Seine Thesen und Gedanken zielen auch in diesem Buch auf äußerst handfeste, konkrete und zeitnahe Tatsachen. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft stehen im Mittelpunkt – und dabei die Rolle des Menschen, denn: „Alle unsere Handlungen haben unbeabsichtigte Konsequenzen. Manche von diesen gehören zu denen, die vielleicht vorhersehbar waren, falls man mehr Mühe oder Kosten darauf verwendet hätte, die Folgen vorherzusehen.“

Das schließt selbstverständlich auch die aktive Teilnahme am politischen Geschehen, denn, wir sind „alle bis zu einem gewissen Grad mitverantwortlich für die Regierung, obwohl wir nicht mitregieren. Aber unsere Mitverantwortlichkeit verlangt Freiheit – viele Freiheiten: Redefreiheit; Freiheit des Zugangs zu Informationen und Freiheit, Informationen geben zu dürfen; Publikationsfreiheit und viele andere mehr. Ein „Zuviel“ des Staates führt zu Unfreiheit. Aber es gibt auch ein „Zuviel“ der Freiheit. Es gibt leider einen Missbrauch der Freiheit, analog zu einem Missbrauch der Staatsgewalt. Redefreiheit und Publikationsfreiheit … können zum Beispiel zu Fehlinformationen und zur Verhetzung benutzt werden.“ Und deshalb dürfe sich niemand bei aller Freiheitsliebe verleiten lassen, „die Probleme des Missbrauchs zu übersehen.“

Überlegungen, die gerade in unserer Zeit zunehmender politischer, religiöser, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Konflikte ungemein aktuell anmuten. Wenn Popper Denker wie Thomas Hobbes oder Immanuel Kant zitiert und deren Ideen weiterführt, wenn er mit seinen Thesen Gedankenanstöße gibt, erhält der Leser eine Fülle neuer Einblicke in die Notwendigkeiten und Prinzipien der Ordnung in Demokratie, Staat und Gesellschaft. Ein wertvolles Werk, das er in dem Kapitel „Von der Notwendigkeit des Friedens“ mit dem Satz schließt: „So ist es unser aller Pflicht, statt etwas Schlimmes vorauszusagen, uns einzusetzen für jene Dinge, die die Zukunft besser machen können.“

Sein Credo, das er der Nachwelt mit auf dem Weg gegeben hat: Optimismus ist Pflicht.



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